Übersetzung der Pfarrberichte

durch Frau Strohhäker, handschriftlich, und zeilengenau.

Übertragung in Computer ohne Zeilengenauigkeit und mit neuer Rechtschreibung durch W. Obert. Durch die schwierige Übersetzung sind manche Sätze in sich nicht logisch. Auch fehlen einige Worte. Dies ist durch Punkte gekennzeichnet. Die Seitenangaben kennzeichnen den Seitenwechsel im Original

1883 Langenbrand Dekanat Neuenbürg
 
 

Pfarrbericht

für die auf den 6. Mai 1882 ausgeschriebene Kirchenvisitation





1) Statistisches

Zahl der ortsansässigen Bevölkerung am 1. Dez. 1880

 
  evang kath. israelitisch
Langenbrand 
443
8
1 (Passant)
Kapfenhardt 
343
0
0
Salmbach
297
1
0
zusammen
1093

Zahl der Gebohrenen im Kalenderjahr
 

 
1881
1882
Langenbrand  ehelich
16
24
unehelich
0
2
Kapfenhardt  ehelich
9
13
unehelich
1
1
Salmbach ehelich
13
10
unehelich
0
1

sämtliche getauft 

Zahl der Gestorbenen im Kalenderjahr
 

 
  1981 1982
Langenbrand 
6
11
Kapfenhardt
14
6
Salmbach
11
5

Die Kinder unter 2 Jahren werden in den Filialen und einer Rede des Schullehrers beerdigt. 

Zahl der Trauungen im Kalenderjahr 1881 = 9, 1882 = 6. 
Keine bloße Zivilehe, auch keine gemischte Ehe.
Seite 2 
2) Schilderung der Gemeinde

Die Gemeinde ist im Allgemeinen ? ? kirchlich, was sich zeigt durch fleißigen Kirchenbesuch wenigstens am Sonntag zur Predigt. ? Werktags Katechismus und Bußtagsgottedienste finden nur ganz geringe Teilnahme. Der Sonntag wird von vielen gehalten, von manchen aber auch bis in die späte Nacht hinein zum Wirtshaustag gemacht. Auch musste im vergangenen Sommer der Geistliche in einigen Fällen gegen Sonntags ?? auch unmäßigen lärmende Geschäfte antreten. 

Bedrückend ist allerdings im Verborgenen gepflegte und mehrmals auch in beklagenswertere Weise offenbar gewordene Aberglaube. Der Glaube an Hexen, ......., Karten schlagen. 

Es fällt oft schwer den Einzelnen die Grenze zwischen Glauben und Aberglauben klar zu machen. Zwar wird immerhin seelsorgerisches Wort willig angenommen. Krankenbesuche werden meist begehrt, immer gern gesehen. Das Familienleben ist mit geringen Ausnahmen geordnet. Hausgottesdienste allgemein. 

Ehestreitigkeiten sind nicht kund geworden. 
Wohl aber gibt der Leib .......... Stellung zum 4. Gebot. 
Die Kinderzucht ist schlaff, was sich bei den Eltern im Alter rächt. Bei der ledigen Jugend, leider auch beim weiblichen Geschlecht, ist das Wirtshaussitzen am Sonntagabend ein rechter ........ 
Wo Gesinde ist, wird es zur Familie gerechnet. Das Verhalten der Gemeindeglieder zu einander ist äußerlich freundlich, aber nicht immer aufrichtig. 
Aus christlichem Interesse nimmt man auch mit Gaben gerne Anteil. Die Biebelschule findet immer Anklang und die Zahl der an der .......... beteiligten Missionsfreunde ist im letzter Zeit erfreulich gewachsen. 
Der Vermögensstand ist mittelmäßig,besondere Notstände für mich vorhanden.
Bemerkung der Visitation auf Seite 2
Der Gemeindezustand hat sich seit 2 Jahren nicht verändert. Der Kirchenbesuch hat sich eher etwas gebessert gegen früher, auch der Prozentsatzim Betreff der Teilnehmer am Abendmahl ist etwas gestiegen. Kirchliche Sitte gilt hier noch etwas, aber das religiöse Leben scheint nicht in die Tiefe zu gehen. Außerdem ist die Selbstverletzung so manch armer Holzhauer ... trotz magerem Verdienst und ganz geringer Nahrung ohne Klage .........des äußeren Wohlsandes in Folge der letzte ...Jahre und hat der allgemeinen Wanderlust der Jungen Leute in die Pforzheimer Fabriken erzeugt, damit sie dort Verdienst finden, den Sie ...... auf Taglohn erhalten. Aber leider ist man bei dieser ledigen Jugend, weil sie durch ihren Verdienst eine gewisse Selbstständigkeit früher erlangen, auch ... und Genusssucht ......häufige Wirtshausbesuche derselben, worüber der Bericht mit Recht klagt.

Seite 3 

3) Besondere Erscheinungen auf religiösem Gebiet

Organisierte Gemeinschaften bestehen nirgends. In Langenbrand halten Sonntag Nachmittags ein ....., der Kirchenälteste und Gemeindepfleger Andreas Fischer und ein ..... , der ledige Schuster Johannes Erker Stunden, letzterer in großer Schwachheit, überhaupt halten sich nur wenige weiter dazu. 

.... sind nicht da, auch keine Spötter und Religionsverächter.
4) Verhältnisse zu anderen Konfessionen:
Eingriffe in die Rechte der evangelischen Kirche sind nicht vorgekommen. Die Erziehungsreligion der Kinder in den 2 gemischten Ehen ist die evangelische. Konfessionswechsel hat nicht statt gefunden. Es sind keine evangelischen Kinder in katholischen Schulen untergebracht. 

5) Ortsvorsteher aus .bürgerlichen Kollegien

In Langenbrand ist Schultheiß Jakob Friedrich Fischer ein wohlgesinnter Mann, dem die alle .... abgeht. Kirchlisch und gut gesinnt, auch aufzutreten imstande ist. 

Schultheiß Andreas Hauff in Kapfenhardt. Weniger kirchlich, leider auch dem Wein ergeben, aber auf Ordnung in amtlichen Dingen haltend und dem Geistlichen entgegenkommend ist. 
Schultheiß und Verwaltungsaktuar in Salmbach ist Jakob Friedrich Wagner. 
Die bürgerlichen Kollegen für wohl zugänglich ............... werden nicht gehalten 
Kirchenvorstandsitzungen nur in Langenbrand, in jedem Jahre 2
6. Pfarrgemeinderath: Sitzungen im Jahr 3 
Gegenstände der Besprechung: Pfarrgemeinderatskasse, Bezirksynode, Brautkränze, Traubibel, Wahlangelegenheiten
Bemerkungen der Visitation
Das Protokoll des Kirchenkonvents ist in Ordnung und sagt kein Stoff zu Verhandlungen vorhanden.
Ebenso hat es dem Pfarrgemeinderath an Stoff gefehlt. Die Kirchenälteste sind kirchlich gesinnte Männer.
Seite 4 
Die Kirchenältesten sind wohlmeinende, persönlich kirchliche Leute, ihre Tätigkeit ist aber eben auf die Teilnahme an den Sitzungen beschränkt.

7. Fromme Stiftungen:

Die Kirchenstiftungspflege hat einen Vermögensstand von 7878 Marl. Dazu Partikulationsstiftungen von 1075 Mark. 
Nach dem neuesten Etat betragen die Einnahmen 900M 70p, Die Ausgaben 654 M.
8. Personalien des Geistlichen:
Pfarrer ist Wilhelm Enslin, geb. 19. 2 1848, 11,5 Jahre im Dienst, hier seit 16. März 1881, verheiratet, Vater eines Kindes. Auf wissenschaftliche Fortbildung ist er bedacht. Seine Predigten schreibt er, und legt sie aus dem Gedächtnis ab.
9. Messmer und Organist ist in Langenbrand Schulamtsverweser Johann Jakob Steinhilber, 21 Jahre alt, mit befriedigenden Leistungen und geordnetem Wandel.

10. Gottesdienst

Bis zum 14. Sept. 1882 war der Pfarrer mit der Amtsverweserei n Engelsbrand und Grunbach beauftragt, und es fiel bis dahin die Mittagsbeetstunde aus, ebenso die Sonntagskatechismen an Abensmahlstagen 
Weitere Ausfallgründe werden angegeben

Bemerkungen der Visitation

Pfarrer Enslin

Dem Pfarrer hätte man wohl eine bessere Examensnote wünschen können, wenn nicht der Militädienst ihn von Studien und von der Theologie abgezogen hätte. Er besorgt nun pflichtgetreu sein Amt, ist fleißig darin, hat aber noch etwas kommandomäßiges im Umgang mit Kindern, darf sich auch noch mehr in den rechten göttlichen Sinn hinein leben. Lebenswandel ganz geordnet.

Theologische Studien versäumt er nicht.
In Führungder Amtsgeschäfte ist er gründlich und geordnet. Als Prediger spricht er bereits mit kräftiger Stimme, gewandt, frei, Inhalt biblisch, Vortrag nahezu gut.
Seite 5 

11. Kommunion

Zahl der Kommunionen und Kommunikanten 
im Jahr 1881 - 740 = 68 % 
im Jahr 1882. - 669 = 61 % 
Durchschnitt 64,5 %
12. Sittliches
Es kommen keine Abweichungen vom landesüblichen vor. Die Parentationen (Leichenpredigten) des Lehrers in Langenbrand bleiben hoffentlich bei Wiederbesetzung der erledigten Lehrstelle abgeschafft. 
Beerdigungen von Erwachsenen geschehen in Langenbrand nie, die von Kindern selten ohne den Geistlichen. Die Leichen von kleinen Kindern werden meistens von den Lehrern gehalten.
13. Katechisation
Lesebuch ist die Kinderlehre, die in zweijährigem Kurs absorbiert wird. Die Pflichtigen von Langenbrand erscheinen vollzählig, die von Kapfenhardt nur sporadisch, die von Salmbach gar nicht- trotz Anmahnung.
14. Konfirmation
Der Konfirmandenunterricht wurde vom 2. Dez. an in 41 Stunden (daneben in Engelsbrand-Grunbach) in ebenfalls 41 Stunden gehalten mit den pflichtigen der ganzen Pfarrei im Mutterort 
Im Jahr b, wurden ab 57 Stunden erteilt. Lehrbuch ist (Seite 6) Konfirmationsbüchlein. Konfirmiert wurden im Jahr a, 17 Söhne und 16 Töchter, zusammen 33 Kinder. Im Jahre b 15 Söhne und 17 Töchter, zusammen33 Kinder. Eine Dispension war nicht nötig.

Eintragung der Visitation:

Bibelstunde hat Pfarrer nicht gehalten, weil (laut Bericht) die Leute an Werktagen nicht abkommen und weil der Geistliche in den Filialen noch viele Funktionen hat.

zu11

Die Teilnahme am Abendmahl mit 64,5% hat sich gebessert. Vor 2 Jahren waren es noch 55%.

zu13

Es ist sehr bedauerlich, daß die pflichtige Jugend von den 2 Filialen die Christenlehre schwänzt. Ich habe deshalb ernstliche Unterweisungen??? auf dem Rathaus an die Vertreter der Gemeinde gerichtet. Diese wollten sich damit hinausreden, daß in früheren Zeiten die sonntägliche Christenlehre ..... im Anschluß an die Vormittagspredigt gehalten worden sei, aber jetzt, da sie nachmittags stattfinden, sei es ihnen ungeschickt. Es dies keine genügende Entschuldigung.

Weiter Seite 6 

15. Kirchgang

Die Zahl der gangbaren Melodien ist unter den Alten klein, auch dem heranwachsenden Geschlecht mangelt es vielfach am musikalischen Sinn.
16. Kirchenbücher
sind vorschriftsmäßig. Pfarrregistratur und Inventar sind in Ordnung. Die Pfarrbeschreibung ist auf das laufende nachgeführt.
17 Kirchengengegenstände
Kirchengebäude, Orgel, die kirchlichen Gefäße entsprechen den Bedürfnissen und werden in gutem Stand und reinlich gehalten. Ebenso die 3 Gottesäcker.
18. ....

19. Organismus der Schule und Personalien der Lehrer.

In Langenbrand erhalten 112, in Kapfenhardt 81, in Salmbach 78 Schüler wöchentlich je 34 Stunden, wovon 18 auf die Ober- und 16 auf die Unterabteilung fallen. 
Es werden somit überall wöchentlich 4 Stunden Abteilungsunterricht gegeben. 

In Langenbrand ist Schulamtsverweser Johann Jakob Steinhilber gebohren. 11. Januar 1862, 2,5 Jahre im Dienst, In die gegenwärtige Stelle eingetreten am 20. 4. 1882, ledig; gibt Sommers und Winters (Seite 7) an 4 Wochentagen 5, an 2 Wochentagen 5 Unterrichtsstunden. 

Wandel und Amtsführung im Allgemeinen gut, leistet als Mesmer, Cantor und Organist .......
Eintragung der Visitation:

zu 15: Kirchgang ziemlich gut

zu 16 Pfarrer führt die Kirchenbücher gut und pünktlich, mit guter Handschrift. Registratur der Hauptsache nach in Ordnung.

Zu 17 Die h. Gefäße werden sauber gehalten.

Pfarrer wünscht die Versetzung der Kanzel an eine andere Stelle und würdige Instandsetzung der Kirche und namentlich des stilvollen Chors.

Der Stiftungsrath (vergl. Durchgangsprotokoll) will aber jetzt wo gerade durch den Schulhausneubau die Gemeinde große Ausgaben hat, diese Reperaturen in der Kirche auf spätere Zeit zu verschieben.

Langenbrand

...Verweser Steinhilber ist kurz im Beruf, geordnet im Wandel, als Organist ziemlich gut.

Weiter Seite 7 

In Kapfenhardt ist Schullehrer Johannes Wacker, geboren 2. Februar 1854, 9,5 Jahre im Dienst, in gegenwärtige Stelle eingetreten am 1. 9. 1877, verheiratet, Vater zweier Kinder. 

Sommers und Winters an 4 Wochentagen 6, an 2 Wochentagen 5 Unterrichtsstunden. 
Dürfte im Wandel zurückhaltender, im Schulgeschäft eifriger sein. Hat als Meßmer, Kantor und Organist nichts zu tun. 
In Salmbach ist Schullehrer Johann Roller, geboren 25. 9 1859, im Dienst 5,5Jahre, in gegenwärtigeStelle eingetreten am 1. November 1882, ledig. 
Gibt Sommers und Winters an 4 Wochentagen 6, an 2 Wochentagen 5 Unterrichtsstunden. 
Wandel und Amtsführung im Allgemeinen befriedigend. Ohne kirchliches Nebenamt.
20. Zustand der Schulen in Absicht auf Religionsunterricht und Zucht.

Die Kenntnisse hier in Langenbrand, ebenso das Interesse der Kinder im Unterricht ziemlich gut. In Kapfenhardt und Salmbach mittelmäßig. Die Zucht ist durchschnittlich befriedigend.

21. Zahl der vom Geistlichen in den Schulen erteilten Religionsunterrichtsstunden
 

 
1881 1882
Langenbrand
38
55
Kapfenhardt
32
39
Salmbach
32
39
zusammen
102
133

Dazu in Engelsbrand - Grunbach:  im Jahr 1881- 62,     1882 - 16 Stunden,  Lehrgegenstand: Normalbibelunterricht 

Eintragung der Visitation:

    Kapfenhardt: Schullehrer Walter im Wandel ohne Klagen, Berufsfleiß ziemlich gut, Als Organist kaum glücklich.
    Salmbach: Schullehrer Roller mit genügenden Kenntnissen. Führt geordneten Wandel.
Zu 20 Pfarrer Enslin faßt die Kinder im Religionsunterricht energisch an, und zeigt anerkennnesnwerte Gewandtheit im Unterricht, wird aber bei seiner ihm eigentümlichen befehlenden Weise kaum die Gabe besitzen den Kinder Liebe zum Wort Gottes einzupflanzen. Kenntnissstand ziemlich gut. In Kapfenhardt und Salmbach, wo die Schulklassen ohnedies geringer sind, kaum mehr als mittelmäßig.
Seite 8 
24. Sonntagsschule
Dieselbe wird von den Lehrern zur Repetition des ....... und Erklärung der Perikopen (Evangelien) benützt.

 

25. Schulstiftungen und Schulfonds

werden Stiftung- und satzungsgemäß verwaltet und verwendet. Lernmittel für die Lehrer bezüglich der Organistendienstes beschafft im Benötigungsfalle die Kirchspielstiftung.
Zur Beurkundung Pfarrer Enslin